Kreuz & Quer
Therapiehunde-Ausbildung
Ulrike Luthmer-Lechner, Pressereferentin Kreuz & Quer
Momente der Freude vermitteln die vom DRK-Kreisverband Göppingen eigens geschulten Therapiehunde. Sie lassen sich in das Alltagsgeschehen von Einzelpersonen oder Einrichtungen integrieren, ohne großen organisatorischen oder personellen Aufwand. Jetzt fand die jährliche Therapiehunde-Ausbildung unter Leitung von Heidi Stehle statt.
Liebe auf vier Pfoten gibt ein Hund, er ist geduldig, vorurteilslos und erweist sich als „Eisbrecher”. Insbesondere für Menschen, die einsam sind, mit einer Behinderung, im Alten- oder Pflegeheim leben. Aber auch Kinder spüren Tiere mit allen Sinnen. Sie dürfen den Hund streicheln, mit ihm spielen, ihm ein Leckerli geben. Es ist wissenschaftlich belegt, dass sich der Kontakt zu Tieren positiv auf das Lebensgefühl von Menschen auswirkt.
Bevor ein Hund aber als Therapiehund eingesetzt werden kann, müssen Mensch und Tier einige Hürden nehmen. Yuna, Emma, Shadow, Lupo und ihre Artgenossen lassen sich an der Bergwachthütte in Wiesensteig so schnell nicht aus der Ruhe bringen. Ob da ein Waldschrat mit langem Umhang und Kapuze nebst Stock plötzlich um die Ecke kommt oder eine Wartesituation durch ein paar lautstark pöbelnde Betrunkene gestört wird – die Vierbeiner machen ihre Sache gut und reagieren vorbildlich. Sie sind mit ihren Frauchen und Herrchen gekommen, um in Rollenspielen zu lernen, was einen Therapiehund ausmacht.
Voraussetzung für die Ausbildung ist ein guter Grundgehorsam, der Hund muss stark auf Menschen bezogen sein, ein gutes Nervenkostüm haben und sich gerne streicheln lassen”, weiß die engagierte DRK-Therapiehunde-Ausbilderin Heidi Stehle. Sie ist bislang die einzige mit dieser Qualifikation in Baden-Württemberg und freut sich, dass der DRK-Kreisverband Göppingen Vorreiter auf diesem Gebiet ist. Es ist ihre zweite Ausbildungsstaffel, die für die maximal zwölf Teilnehmer und ihre Tiere vier Monate dauert. Alle Hunde im Alter zwischen zwei und sieben Jahren dürfen teilnehmen. Die Größe spielt keine Rolle. Im Eingangstest wird ihr Wesen beurteilt. Zeigt sich ein Hund aggressiv, führt dies zum Ausschluss. Wie kommen Hund und Hundeführerin unterschiedlichen Situationen zurecht?
Dieser Frage wird in verschiedenen Szenarien nachgegangen. „Anschließend folgt ein Theorie- und Praxis-Modul an zwei Wochenenden”, erklärt Heidi Stehle. Nach vier Hospitation kommt es zur schriftlichen, danach zur Abschlussprüfung. Zwei- und Vierbeiner müssen sich dabei ordentlich Mühe geben. Denn: „Jede Prüfung muss in allen Teilen von den Teams bestanden werden. Wird ein Test nicht bestanden, kann dieser nicht wiederholt werden”, betont Heidi Stehle.
„Unterrichtet wird in allen medizinischen Bereichen, von Kopf bis Fuß, die wichtig für das Hundeführerverhalten bei älteren Patienten sind”, so Dr. Christian Wagenfeld, Anästhesist an den Alb Fils Kliniken. Sehr gut bewährt hätten sich Tiere in der Palliativmedizin, so Dr. Wagenfeld. „Das Tier wirkt beruhigend und kann zuhören.” Auch bei Depressionen könne ein eingesetzter Therapiehund Wunder wirken, weiß Heidi Stehle.
Wie viel neue Lebensmotivation die Besuche mit ihrer Hündin Yuna schenken, bestätigt Thora Rolfs. Sie hat ihre Zertifikation bereits und besucht seit einem Jahr regelmäßig einen 95-Jährigen. „Schon innerhalb kurzer Zeit blühte der Mann auf, inzwischen ist er viel mobiler geworden”, berichtet die Hundeführerin. Diese Lichtblicke für den alten Herrn bestärken auch sie selbst: „Es ist so schön, zu sehen, wie sehr er sich freut.” „So ein Besuch ist von gegenseitiger Menschlichkeit geprägt, man hilft und macht etwas Sinnvolles, es tut einem selber gut”, weiß Heidi Stehle